Interview mit der SchauspielerinInsina Lüschen
1. Hallo Insina, stell dich bitte kurz unseren Lesern vor.
Ich bin Insina Lüschen, eine Ostfriesin, die seit 15 Jahren freiberuflich als Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin arbeitet und in Hamburg lebt. Nach meiner Ausbildung an der Stage School habe ich in Oldenburg am Staatstheater und in freien Theatern gespielt, bin mit Dinner-Krimi-Formaten durch Deutschland getingelt, habe Präventionstheater gegen sexualisierte Gewalt in Schulen gespielt und Sommertheater in Norddeutschland und in der Schweiz.

Foto: Insina Lüschen ( Fotografie: Lenja Schultze )
Zwei CDs habe ich herausgebracht mit traditionellen Liedern zur Nacht, mit der seit 10 Jahren viele kleine und große Menschen einschlafen. Da ich auch Plattdeutsch spreche arbeite ich auch in dieser Sprache. Ich leite einen plattdeutschen Beschwerdechor, moderiere auf Plattdeutsch, organisiere Festivals und bin mit meiner Cousine als „Die Deichgranaten“, mit einem musikkabarettistischen Programm unterwegs. Dieses Duo gibt es tatsächlich durch den Kinofilm „Ostfriesisch für Anfänger“, bei dem wir als Plattdeutsch Coachinnen für Herrn Hallervorden dabei waren und auch als Gesangsduo im Film gelandet sind.
Ich bin die künstlerische und Organisatorische Leitung der Klassenreisen zur Musik, von der Stiftung „Kinder brauchen Musik“, von Rolf Zuckowski, bei denen wir mit ca.80 Kindern innerhalb einer Woche ein Minimusical einstudieren.
Eventmoderationen mache ich ebenso wie Wissenschaftskommunikationsformate, so moderiere ich regelmäßig den Science Slam in Hamburg und Berlin.
Im Januar kommt nun mein erster Song als Singer-Songwriterin heraus.
So eine Vorstellung als freiberufliche Künstlerin kurz zu fassen ist gar nicht so einfach, da ich versuche mich ständig neu zu erfinden und auszuprobieren…
2. Warum bist Du Schauspielerin geworden ?
Inspiriert hat mich ganz klar die Weihnachtsserie „Anna“, ich war fasziniert und habe seither immer gespielt und geübt und mich mit dem Film als Medium und dem Beruf der Schauspielerei und mit Dreharbeiten auseinandergesetzt. Wenn ich alleine zuhause war habe ich Szenen erfunden und versucht unterschiedlichste Emotionen zu spielen, ich habe auch in er Küche Selbstmordszenen ausprobiert und mir mit Smarties „das Leben genommen“, habe Liebesszenen mit Freundinnen nachempfunden, rumgeschrien und geheult und Lachflashs geprobt.
In einer wirklich großartigen Theater AG an meiner Schule habe ich dann vieles spielen und ausprobieren dürfen, habe Praktika gemacht u.A. bei der Shakespeare Company in Bremen, so dass irgendwann klar war, dass ich Schauspielerin sein möchte.
3. Was liebst Du an dem Beruf des Schaudspielers besonders ?
Der Beruf gibt mir die Möglichkeit Geschichten zu erzählen, die die Zuschauenden emotional erreichen können, so können Situationen Lebensumstände, historische Zusammenhänge auf ganz intensive Weise erlebbar gemacht werden. Ich selbst bin über Filme, Theaterstücke und Musik am nachhaltigsten und emotionalsten zu erreichen.
Menschen zum denken, singen, lachen, weinen oder sogar ins Handeln zu bringen oder auch zu verstören, zu irritieren oder einfach mal abzulenken und in eine andere Welt zu entführen – das liebe ich sehr.
Für mich ist es dabei eine große Freude möglichst facettenreich in Figuren zu schlüpfen, die so unterschiedlich sein können, mir nah oder fern, aber im authentischen Spiel dann emotional erlebbar.
4. Was war dein größter Meilenstein deiner Karriere ? Wann und wie hat sich etwas für Dich dabei verändert ?
Es war für mich erstmal wichtig zu begreifen, dass ich als Mädchen aus Ostfriesland nach dem Abi in der großen, weiten Welt leben und mich ausprobieren darf. Ein großes Geschenk.
Mit jedem Job, jedem Vorsprechen, jeder Zeit in unterschiedlichsten Ensembles, wurde ich ein wenig sicherer und klarer in dem, wer ich bin, was ich bin und wohin die Reise gehen darf. Dass ich immer wieder eine neue Route einschlage ist der Luxus der Freiberuflichkeit und ich freue mich sehr, dass es nie einen Stillstand, eine Angst oder die Überlegung gab aufzugeben und aufzuhören. Tatsächlich war auch in besonderer Weise dieses Jahr mit all seinen Corona Herausforderungen für mich nochmal wichtig. Ich kann jetzt viel klarer sagen – meine Kunst und ich sind relevant, wertvoll und nachhaltig. Ich möchte keinen anderen Beruf, sondern weitermachen, dazulernen, leben und rumprobieren. Ich will singen, spielen, moderieren, Haltung zeigen, mich engagieren und gerne viele Menschen mitnehmen auf meine Reise…
5. Wie bereitest Du dich auf ein Casting vor ?
Ich hatte bisher kein Casting für den Bereich Film. Für Vorsprechen versuche ich mich gewissenhaft vorzubereiten, so dass ich dann möglichst gelassen sein und mich authentisch zeigen kann. Vermutlich würde ich das ebenso versuchen, wenn ich irgendwann mal ein Casting habe;)
6. Was sind für dich die größten Fehler die Schauspieler in einem Casting machen ?
Unvorbereitet, unhöflich und eher sich, als auch die anderen Personen wahrnehmend – das empfinde ich immer als schwierig – so mag ich nicht arbeiten. Ich kommuniziere gerne respektvoll, umsichtig und auf Augenhöhe, dazu gehört natürlich auch ein Danke, ein Bitte, scheitern, Fehler machen und um Entschuldigung bitten, wenn nötig.
7. Wie gehst Du konkret vor um an neue Rollenangebote zu kommen. Hast Du dazu einen Tipp für unsere Leser.
Ich bin seit 2019 auf allen gängigen Castingportalen zu finden mit einem About-Me Video, einem Showreel und aktuellen Fotos. Wann immer es neues Material gibt, pflege ich es ein. Dieses Angebot ist besonders gut und gibt einem unkompliziert die Möglichkeit sich professionell zu präsentieren. Ich schaue natürlich auch deutsche Produktionen unterschiedlichster Kategorien, um auf dem Laufenden zu sein und schreibe jedes halbe Jahr eine Erinnerung, dass es mich gibt, an alle Caster*innen.
Einen Tipp kann ich aber natürlich schlecht geben, da ich bisher noch nicht gedreht habe – ich nehme also auch Tipps entgegen;)
8. Wie bereitest Du dich auf eine Rolle vor ?
Ich lerne sie erstmal kennen, versuche sie zu verstehen und emotional zu greifen. Je nach Produktion fällt meine Einfühlung unterschiedlich intensiv aus. Je fremder eine Figur, desto intensiver versuche ich einen Zugang zu bauen und die Figur mit meiner Persönlichkeit zu verbinden.
Hintergrundinformationen zu Zeit/Ort/Situation sind wichtig, um daraus die innere Haltung zu entwickeln. Für ich ist der körperliche Zugang oft entscheidend, um mich anzunähern. Gang, Lachen, Blick, Stimme, Atmung, Körperliche Besonderheiten… All das hilft mir, um mich irgendwann beim Anziehen des Kostüms in die Parallelwelt zu begeben und mich in ihr und in Beziehung zu anderen zu bewegen.
9. Welche Schauspieltechnik verwendest Du und warum ?
Da kann ich jetzt keine Technik nennen – es ist eher so wie oben beschrieben und hängt auch von den Kolleg*innen, der Produktion und Arbeitsweise ab.
10. Hast Du ein paar Tipps für unsere Community wie Du mit Absagen und Rückschlägen umgehst ? Was motiviert dich in solchen Momenten weiterzumachen ?
Ich arbeite jetzt schon so viele Jahre freiberuflich und es ist mir immer gelungen Neues zu gestalten, wenn sich eine Tür schloss. Es ist oft anstrengend und ein Kraftakt, aber die Erfahrung lässt mich zuversichtlich bleiben. Wie ich mit einer Absage eines wirklichen tollen Rollenangebotes im Filmbereich umgehen würde, erzähle ich gerne, sollte es jemals soweit kommen;)
11. Was war dein schönstes Erlebnis in deiner bisherigen Laufbahn als Schauspielerin.
Wenn gute Freund*innen nach einer Vorstellung kommen und sagen, sie haben vergessen, dass ich es war, die gespielt hat, dann freue ich mich sehr.
In Konzertkontexten freut es mich, wenn ich sehe, dass die Zuschauenden zu kuscheln, lachen oder auch zu weinen beginnen und berührt sind.
12. Welche Rolle würdest Du in Zukunft gerne spielen wollen ?
Uiii – sooooooooooooooooooooooo vieles – einfach ausprobieren…
Aber mal ganz konkret – ich möchte eine durchgehende Rolle als Rechtmedizinerin in einem guten Krimi-Format. Meldet euch mit Angeboten gerne alle direkt bei mir;)