Interview mit der SchauspielerinNicole Edelmann
1. Hallo Nicole, stell dich bitte kurz unseren Lesern vor.
Mein Name ist Nicole Edelmann, ich bin Schauspielerin und lebe in Winterthur, das ist in der Schweiz. In der Nähe von Zürich. Zur Zeit bereite ich mich auf meine wohl wichtigste Rolle vor: Ich werde im Februar zum ersten Mal Mutter.
2. Warum bist Du Schauspielerin geworden? Was liebst Du an dem Beruf des Schauspielers besonders ?
Ich bin mit dreieinhalb Jahren das erste Mal auf einer Bühne gestanden. Damals als Schneeflöckchen in einem Kindertanztheater. Danach habe ich jede Gelegenheit genutzt, um mein Umfeld zu unterhalten. Ich liebe die Bühne, mich zu verwandeln, jemand ganz anderes zu sein. Auf einer Bühne ist alles echt, es passiert live, es gibt kein zurück, keine zweite Chance. Es ist Magie, und zum Schluss gibt es Applaus.
3. In welchen Momenten macht Dir dieser Beruf besonderen Spass? Was liebst Du daran besonders?
Man spürt, wenn man vom Publikum getragen wird. Geballte Energie kommt zurück. Das Schönste ist, wenn ich es schaffe, dass die Zuschauer alles um sich herum vergessen.
4. Was war dein größter Meilenstein deiner Karriere? Wann und wie hat sich etwas für Dich dabei verändert?
Ich hatte vor zwei Jahren eine Operation an den Stimmlippen, ich musste mehrere Tumore entfernen und dachte, ich müsse den Beruf für immer an den Nagel hängen. Mir wurde ans Herz gelegt eine Umschulung zu machen und mich neu zu orientieren. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Ich habe mit einem Vocalcoach intensiv an mir und an meiner Technik gefeilt. Ein knappes Jahr später stand ich in einem Theaterstück als Sängerin wieder auf der Bühne. Mit Liveband durfte ich in den schönsten Abendkleidern singen, spielen und tanzen. Es war wie eine Wiedergeburt. Durch diese Erfahrung weiss ich: Alles ist möglich!
5. Wie bereitest Du dich auf ein Casting vor?
Ich bin gerne gut vorbereitet. Am besten wie für einen Drehtag oder eine Probe. Ich muss wissen, was für eine Figur ich spiele, woher ich komme, mit welchen Emotionen ich in eine Szene einsteige und aus welchen Gründen. Ich lege mir quasi einen fiktiven Lebenslauf bereit. Wenn es sein muss, arbeite ich auch mal mit einem Coach für ein Casting.
6. Was sind für dich die größten Fehler die Schauspieler in einem Casting machen?
Unvorbereitet sein hilft niemandem. Darauf hoffen, dass der Regisseur Tipps gibt und Ideen liefert ist einfach nicht professionell. Man sollte auf alles vorbereitet sein, sich vorher Gedanken über die Szene machen und wichtig: Pünktlichkeit.
7. Wie findest Du für dich neue Rollenangebote? Hast Du dazu einen Tipp für unsere Leser ?
Wenn ich ehrlich bin, läuft das Meiste über private Kontakte. Wichtig ist aber, dass man versucht überall aktiv zu sein. Auf Bühnen, für Film und Fernsehen und natürlich auch als Sprecher.
8. Wie bereitest Du dich auf eine Rolle vor?
Wie auch für ein Casting erschaffe ich für eine Rolle ein kleines Universum. Einen Lebenslauf. Der Text muss so gut sitzen, dass er zu meinem Text wird. Erst wenn er richtig sprudelt, bin ich bereit auf die Probe zu gehen und mich vom Regisseur „füttern“ zu lassen.
9. Welche Schauspieltechnik verwendest Du und warum?
In meiner Schauspielausbildung habe ich von Stella Adler über Method Acting bis zu Stanislawski alles ausprobiert. Die Zauberformel für mich ist von allem etwas. Und je nach Rolle geht es mehr in die Körperarbeit oder die innere Ebene. Wichtig ist, dass ich als Schauspielerin weiss, was ich tun werde, aber es in der Rolle so aussieht, als würde ich das nicht wissen: Im Moment alles neu erfinden.
10.Hast Du ein paar Tipps für unsere Community wie Du mit Absagen und Rückschlägen im Job umgehst?
Absagen gehören zum Geschäft. Und logisch bekommen wir mehr Absagen als Zusagen. Es lohnt sich nicht darüber nachzudenken warum und wieso. Lieber die Kraft aufsparen und sich überlegen, an was man noch arbeiten kann. Man muss es so sehen: Wenn wir eine Zusagen bekommen, erhält jemand anderer die Absage. So schliesst sich der Kreis.
11. Was war dein schönstes Erlebnis in deiner bisherigen Laufbahn als Schauspieler?
Ich habe vor Jahren Schneewittchen gespielt für eine Weihnachtsmärchenproduktion. Es wurde auch ein Hörspiel dazu aufgenommen. Jahre später war ich als Zuschauerin an einer Märchenpremiere und habe mich in der Pause in die Toilettenschlange eingereiht. Ich habe mich mit jemandem unterhalten, bis mich ein Kind angestupst hat mit der Frage: Schneewittchen? Das war so süss, sie hat mich an meiner Stimme erkannt. Stundenlang das gleiche Hörspiel rauf und runter gehört. Das war sehr entzückend.
12. Welche Rolle würdest Du in Zukunft gerne spielen wollen?
Wenn ich so richtig Big Picture träume, dann würde ich extrem gerne in einer historischen Verfilmung als starke Frauenrolle brillieren. Als Kämpferin, die sich für ihresgleichen opfert.